Warum Taurin für Katzen so wichtig ist

Wenn es um die gesunde Ernährung von Katzen geht, taucht immer wieder ein Begriff auf: Taurin. Der Organismus der Katze kann diesen Baustein nicht eigenständig bilden, die Mieze muss sie mit der Nahrung zu sich nehmen. Taurin ist wichtig für Augen, Herz und bei potenten Tieren für die Fruchtbarkeit. Katzenhalter sollten daher darauf achten, dass ihre Lieblinge ausreichend Taurin zu sich nehmen.

Taurin

Was ist Taurin eigentlich?

Taurin ist eine 2-Aminoethansulfonsäure, eine organische Säure, die eine Sulfongruppe und eine Aminogruppe enthält. Ein anderer Name ist Beta-Aminoethansulfonsäure. Im Jahr 1827 wurde sie zum ersten Mal aus der Galle von männlichen Rindern synthetisiert. Daher stammt auch der Name: Taurin leitet sich vom lateinischen Wort für Stier, bos tauros, ab. Die Beta-Aminoethansulfonsäure ist fast ausschließlich in tierischem Gewebe zu finden. Als einzige Pflanzen enthalten Kaktusfeigen und einige Wasserpflanzen Taurin.

Viele Verbraucher kennen Taurin vermutlich aus Energiedrinks. Dort soll der Inhaltsstoff die Wirkung des Koffeins verstärken und für noch mehr Energie sorgen. Energiedrinks machen sich dabei zunutze, dass der Stoff den Insulinspiegel beeinflusst und den Stoffwechsel erhöht.

Im Organismus übernimmt Taurin zahlreiche wichtige Aufgaben. Es trägt unter anderem zu einer gesunden Herzfunktion bei und soll zudem an der Entwicklung des zentralen Nervensystems beteiligt sein. Es sorgt dafür, dass Kalzium sich an Zellmembrane binden kann und dass Natrium sowie Kalium die Zellmembran passieren können. Als Antioxidans schützt die Aminosulfonsäure darüber hinaus vor oxidativen Schäden. Im Tierversuch wurde außerdem eine entzündungshemmende Wirkung nachgewiesen. Beim Menschen soll Taurin sogar einen durch Alkohol entstandenen Leberschaden mindern können. Ein Taurinmangel schwächt beim Menschen das Immunsystem.

Taurin ist für Katzen lebenswichtig

Die meisten Lebewesen können Taurin selbst aus verschiedenen Aminosäuren bilden. Enzyme in der Leber bauen die Aminosulfonsäure zusammen. Bei Katzen sieht das anders aus. Ihnen fehlen die entsprechenden Enzyme, darum sind sie darauf angewiesen, Taurin mit der Nahrung zu sich zu nehmen. Eine gute Taurinversorgung ist wichtig für ihr Nervensystem, für gesunde Augen und eine fehlerfreie Herzfunktion. Bei potenten Katzen erhält Taurin außerdem die Fruchtbarkeit aufrecht.

Ein Taurinmangel schwächt auch bei Katzen das Immunsystem, die Mieze wird empfänglicher für Infekte. Nimmt die Katze zu wenig der Aminosulfonsäure zu sich, kann dies außerdem zu einer Retinadegeneration führen, die Netzhaut des Auges nimmt Schaden. Eventuell erblindet die Katze sogar. Langfristig können auch Herzmuskelschwäche, Gehörverlust und Unfruchtbarkeit die Folge sein.

Ihren Taurinbedarf decken Katzen in freier Natur über ihre bevorzugte Beute. Jede Art von tierischem Eiweiß enthält die Aminosäure, Mäuse sind allerdings besonders taurinreich. Hat die Mieze keine Gelegenheit, frische Mäuse zu fangen, muss ihr andere taurinhaltige Nahrung zur Verfügung stehen. Dunkles Fleisch, Herz, Leber und frischer Seefisch weisen einen besonders hohen Tauringehalt auf.

Wie viel Taurin braucht die Katze?

Es gibt sehr unterschiedliche Angaben dazu, wie viel Taurin eine Katze tatsächlich braucht. Schätzungen reichen von 200 mg bis 1000 mg am Tag. Eine gängige Empfehlung lautet, dass Katzen 50 mg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag bekommen sollten. Pauschal lässt es sich die Frage nach der richtigen Dosierung jedoch nicht beantworten. Der konkrete Bedarf hängt unter anderem vom Alter, der Aktivität, dem Stoffwechsel, dem Gewicht und den allgemeinen Lebensumständen ab. Eine trächtige oder säugende Wohnungskatze hat beispielsweise einen höheren Taurinbedarf als ein kastrierter Freigänger, der ab und an mal eine Maus fängt. Viele Tiermediziner gehen auch davon aus, dass der Taurinbedarf mit zunehmendem Alter der Mieze steigt.

Bis sich ein Taurinmangel bemerkbar macht, dauert es mehrere Monate, oft sogar Jahre. Entstandene Schäden sind dann kaum mehr reversibel, meist können lediglich die Symptome behandelt werden. Katzenhalter sollten daher von Anfang an einem Taurinmangel vorbeugen.

Wie bekommt die Katze ausreichend Taurin?

Wie beschrieben, kommt Taurin in tierischem Eiweiß vor, ist also reichlich in Muskelfleisch und Innereien enthalten. Allerdings ist die Aminosulfonsäure hitzeempfindlich, ein gewisser Anteil geht bei der Konservierung von Feuchtfutter verloren. Auch kaltgepresstes Trockenfutter enthält von sich aus häufig nicht mehr ausreichend Taurin. Faser- und Fettgehalt des Futters sowie gewisse pflanzliche Bestandteile können zudem die Aufnahme behindern.

Futterproduzenten setzen Katzenfertigfutter daher synthetisches Taurin zu. Bei hochwertigem Katzenfutter ist der genaue Tauringehalt in der Regel deklariert, bei anderen Futtersorten fehlen solche Angaben jedoch oft.

Wird die Katze gebarft, nimmt sie Taurin über das rohe Fleisch zu sich. Vor allem Herz ist eine ausgezeichnete Taurinquelle. Beim Einfrieren der BARF-Mahlzeiten geht kein Taurin verloren. Allerdings kann eine lange Lagerzeit den Tauringehalt vermindern. Im Laufe der Zeit reduziert sich der Vitamin E-Gehalt, die Oxidation setzt ein. Der geringere Vitamin E-Gehalt führt zum Taurinverlust. Stückiges Fleisch oxidiert weniger schnell als gewolftes und lässt sich daher länger lagern. Zudem ist die Aminosulfonsäure wasserlöslich, es besteht also das Risiko, einen Teil des Taurins mit dem Auftauwasser wegzukippen.

Synthetisches Taurinpulver supplementieren

Der genaue Tauringehalt von rohem Fleisch lässt sich zuhause kaum bestimmen und unterliegt zudem natürlichen Schwankungen. Um die Taurinversorgung ihrer Miezen sicherzustellen, fügen BARFer den Rohfleischmahlzeiten daher in der Regel Taurinpulver hinzu.

Viele erfahrene Katzenhalter empfehlen, auch Feuchtfutter aus der Dose mit Taurinpulver zu supplementieren. Das Pulver gibt es im Online-Zoofachhandel. Da pures Taurinpulver etwas auf der Zunge brennt, wird es in warmem (nicht heißem!) Wasser gelöst und dann über das Futter gegeben.

Gelegentlich hört man, dass Taurinpulver krebserregend sei oder zu einem Proteinüberschuss führen soll. Einige befürchten auch, dass Katzen synthetisch hergestelltes Taurin überhaupt nicht verwerten können. Aus toxologischer Sicht gilt Taurinpulver jedoch als unbedenklich. Der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU konnte keinen Nachweis auf eine krebserregende oder erbgutverändernde Wirkung von Taurinpulver feststellen. Die Verwertbarkeit scheint ebenfalls kein Problem darzustellen.
Viele Katzenhalter berichten von positiven Effekten der Taurinsupplementierung. Die Haut- und Fellqualität soll sich verbessern, die Miezen seien zudem aufgeweckter und aktiver.

Kann man Taurin überdosieren?

Aktuell sind keine schädlichen Auswirkungen einer möglichen Überdosierung von Taurin bekannt. Überschüssiges Taurin soll einfach wieder ausgeschieden werden. Das gilt zumindest für gesunde Katzen. Besitzer von herzkranken Miezen sollten sich zunächst mit ihrem Tierarzt besprechen, bevor sie Taurin zufüttern.

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